Cyclassics 2017: (Fast) alles richtig gemacht

Rennberichte sind sich ja im Grunde immer ziemlich ähnlich. Damit es auf Dauer nicht zu langweilig wird, versuche ich für Abwechslung zu sorgen. Diesmal z.B. durch den Einbau einer neuen Kette als Ersatz für eine nur halb verschlissene mit dem genialen Plan, eine Kassette auf zwei geschickt zu wechselnden Ketten runter zu fahren und dadurch wahnsinnig viel Geld zu sparen. Zu dem Plan gehörte eigentlich auch eine Probefahrt am Samstag vor dem Rennen, die aber irgendwie nicht zustande kam. Total bescheuerter Anfängerfehler nach 35 Jahren Fahrradbasteln.

Bei der Anfahrt zum Start merkte ich sofort, dass mein Lieblingsritzel nicht mit der neuen Kette spielen wollte, aber ich war zeitlich knapp dran und tröstete mich mit dem Gedanken, dass man bei einem Rennen sowieso andere Übersetzungen fährt als im Training. Unterm Strich stimmte das auch, es änderte aber erst mal nichts daran, dass ich extrem genervt war. In einer gewissen Scheißegal-Stimmung stellte ich mich in einem Sonnenfleckchen weit hinten in meinem Startblock D auf.

Kurz vor acht gings los. Die Sonne strahlte, die Luft noch ein bisschen zu kühl, die schlechte Laune verflogen. Bei der Abfahrt von der Köhlbrandbrücke machte sich erstmals der Südwestwind bemerkbar: Beim letzten Mal ließ man sich da locker mit 60 km/h runterrollen, diesmal kam ich mit leichtem Treten nur auf 40. Nach dem Anstieg nach Langenrehm hieß es erst mal rauskriegen, wer von den Leuten aus Block E, die mich inzwischen eingeholt hatten, das Fahren bei Seitenwind beherrschte. Nicht so viele. Aber ab und zu tauchte ein Safer Cycling Guide auf, der kleinere Grüppchen anleitete und nach vorne führte.

Ab der Kehre im Süden ging es dieses Mal östlich an Harburg vorbei geradeaus bis nach Fliegenberg an der Elbe. Im auffrischenden Rückenwind ritten wir dieses Teilstück ohne Anstrengung im 40er Schnitt ab. Am Deich Richtung Westen wurde aus dem Rücken- ein steifer Seitenwind. Jetzt zahlte sich aus, dass ich noch genug Körner hatte, um immer ganz vorne an den auseinanderbröckelnden Gruppen mitzufahren und jeden Ausreißer mitmachen zu können. Alnatura-Fruchtschnitten sag ich nur. (Dieses eklige und überteuerte Gelzeugs habe ich zweimal ausprobiert, nie wieder.)

Auf den letzten Kilometern durch den Hafen bis zum Ziel schaute ich mitleidig auf die Leute, die irgendein lächerlicher Zweimeterbuckel aus ihrer Gruppe gerissen hatte und die jetzt alleine bis ins Ziel strampeln durften. Zu denen hatte ich oft genug gehört, diesmal nicht. So überquerte ich die Ziellinie noch ziemlich fit nach 3:18 Stunden.

Im Ziel fit heißt natürlich: Kein Rennen gefahren. Kann sein, aber ab Langenrehm war ich immer mit den Schnellsten meiner Gruppen unterwegs, und von hinten kam außer ein paar völlig Verrückten niemand, denen ich mich hätte anschließen können. Jede zusätzliche Anstrengung wäre ein sinnloser Alleingang gewesen. Im Ganzen fühlte es sich an wie eine sehr flotte RTF. Fürs nächste Mal: Nach vorne in den Startblock, am Berg nicht den Anschluss sausen lassen und trotzdem bis zum Schluss durchhalten. Und nicht vorher das Material kaputtreparieren.

Da ich keine Kamera dabei hatte, gibt es diesmal zur Illustration eine etwas flippige Auswertung der Ergebnislisten, hier noch mal komplett zu sehen.