Tour d’Energie 2016

 

Nach dem Debut in meiner Heimatstadt letztes Jahr war für mich trotz Regen und Hagel klar: Ich muss da unbedingt wieder hin. Immerhin, so dachte ich, kann das Wetter nicht mehr schlechter werden. Aber alle Prognosen sagten voraus: Es kann. Sogar noch viel schlechter, und vor allem kälter. Wenn schon der Veranstalter es für nötig hält, die Gerüchte über eine wetterbedingte Absage des Rennens zu dementieren, und wenn man am Renntag morgens der erste Blick auf das vollgeschneite Dach-Kippfenster fällt, weiß man: Es wird schlimm.

Nach dem Frühstück bei Eiseskälte auf nasser Straße runter zur Godehardhalle. Ich habe fast alle meine Fahrradklamotten an und bereue, nicht noch ein zweites Langarmtrikot untergezogen zu haben. In der Halle gibts noch ein paar Becher Kaffe und Eier mit Speck, und hier treffe ich Norbert, der sich die letzte Stunde vor dem Start als idealen Zeitpunkt ausgesucht hat, sein Auto nicht mehr aufzukriegen. Aber dieses Problem löst sich uim Glück rechtzeitig, und pünktlich zum Start stehen wir in unseren Blöcken, der Himmel reißt auf und die Sonne kommt raus. Arschkalt ist es mit 6°C natürlich immer noch, und ich beäuge neidisch die Konkurrenz, die ihre Spinning-gestählten Körper in perfekte Winter- und Regenkleidung gehüllt hat.

Los gehts: Die Straße ist inzwischen komplett trocken, und die Aufregung vertreibt das letzte Frösteln. Mit nur ca. 1600 FahrerInnen (an die 1000 scheinen nicht erschienen zu sein) ist die Veanstaltung ziemlich übersichtlich. Auf dem ersten sanften Anstieg und den folgenden Hügeln teilt sich das Feld in viele kleine Grüppchen, deren Besetzung oft wechselt.

Runter nach Hemeln kann man's krachen lassen
Runter nach Hemeln lässt man’s krachen

Auf die erste rasante Abfahrt nach Hemeln und ein paar Kilometer weseraufwärts folgt der Anstieg durchs verwunschene Niemetal.Und dann der nach Dransfeld. Und dann der zum Hohen Hagen. Erfreut stelle ich fest, dass man mich im Gegensatz zum Vorjahr nicht mehr scharenweise am Berg stehen lässt. Und hinter dem Hohen Hagen folgt dann die Belohnung für die Schinderei: 10 Kilometer mit Tempo 50 auf bestem Asphalt entspannt die Hügel runter rollen lassen.

Der Endspurt nach Göttingen hat es mit stark auffrischendem Westwind noch mal in sich, und dann ist es geschafft. Vor dem Hintergrund, dass das Rennen im Mittel dieses Jahr ca. 10 Minuten langsamer war als zuvor, bin ich mit meiner um eine Minute verbesserten Zeit sehr zufrieden. Und von zwei schmerzhaften, kurzen Graupelschauern abgesehen hat die Sonne die ganze Zeit geschienen.

Auf der Rückfahrt im Auto machen Norbert und ich noch gelegentlich Bekanntschaft mit dem, was uns beim Rennen wettermäßig entgangen ist: Wir haben echt Schwein gehabt.

 

Zu den Fotoimpressionen von der Tour 2016, aufgenommen vom Sportfotografen, kommst du über diesen Link . (Norbert)